Curry: Genauso gesund wie exotisch?

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Curry ist kein einzelnes Gewürz, sondern eine Mischung aus bis zu 30 verschiedenen Komponenten – und genau das soll auch seine gesundheitsfördernde Wirkung ausmachen. Den unterschiedlichen Einzelgewürzen, die in der Regel Bestandteil des Currypulvers sind, werden positive medizinische Effekte nachgesagt, etwa auf die Verdauung, auf den Stoffwechsel, auf Leber, Galle oder die Nerven. Je nach Zusammensetzung der Gewürzmischung sollen sich dann nicht nur die Geschmacksnoten gegenseitig ergänzen, sondern auch die besagten positiven Effekte. Aber ist Curry tatsächlich so gesund? Und welche Stoffe sollen für diese Wirkung verantwortlich sein?

Curry-Gewürze als ayurvedische Heilmittel: Herkunft und Geschichte des Currypulvers

Hierzulande machen die meisten Menschen mit Curry zum ersten Mal in Form eines gelben Pulvers Bekanntschaft, das aus der Gewürzdose rieselt – kein Wunder also, das vor allem Kinder glauben, Curry stamme von einem Currybaum. Den gibt es zwar, mit dem Gewürz hat er aber nur wenig zu tun. Die gemahlenen Blätter des Baums werden zwar zur Zubereitung von traditionell indischen oder sri-lankischen Curry-Gerichten verwendet, in europäischen Curry-Gewürzmischungen kommen sie aber eher selten vor. Sie sind auch unter dem Namen Orangenjasmin bekannt und haben eine Zitrusnote – nicht gerade das, was europäische Gaumen unter dem typischen Curry-Geschmack verstehen. Dass das so ist, hat mit den Briten zu tun, die das Currypulver zusammen mit der Vorliebe für indische Küche während der Zeit der Britischen Ostindien-Kompanie nach Europa brachten. Das Currypulver war der Einfachheit halber fertig gemischt, in seiner Herkunftsregion werden solche Gewürzmischungen allerdings in der Regel nach individuellen Rezepturen zusammengestellt – und die können sehr unterschiedlich ausfallen, denn sie bestehen aus bis zu 30 verschiedenen Einzelgewürzen. Angeröstet und anschließend mit dem Mörser zerkleinert, entfalten die Gewürzmischungen eine ungeahnte Geschmackstiefe, die man lediglich erahnen kann, wenn man es nicht selbst einmal ausprobiert hat.

Und auch die Bezeichnung „Curry“ ist eigentlich eine Erfindung der englischen Kolonialherren, denn in Indien heißen solche Gewürzkompositionen traditionell Masala. „Kari“, von dem die Briten das Wort Curry ableiteten, ist der indische Begriff für das fertige Gericht bzw. für die Soße, nicht aber für die Gewürze. Aus ayurvedischer Sicht werden Curry-Gerichte bzw. Masala-Gewürzmischungen, die als Vorbild für unser hiesiges Currypulver dienen, als gesund oder zumindest als gesundheitsfördernd betrachtet. Das liegt an den Einzelgewürzen wie Bockshornklee, Knoblauch, Koriander, Chili, Fenchelsamen, Ingwer oder auch Kurkuma, die unabhängig von der Rezeptur in fast jeder Curry-Gewürzmischung enthalten sind. Denn bereits die ayurvedische Gesundheitslehre sagt jedem einzelnen dieser Curry-Bestandteile einen bestimmten positiven gesundheitlichen Effekt nach, in der Gewürzmischung addiert sich demnach nicht nur der Geschmack, sondern auch die gesunde Wirkung. Einige der Zutaten sind außerdem tatsächlich pharmazeutisch wirksam.

Curry-Gewürzmischungen: Je bunter, desto gesünder?

Geht man nach dem ayurvedischen Prinzip, sind die Wirkungsweisen, die Curry-Gewürzmischungen zugesprochen werden, umso ausgeprägter, je mehr verschiedene Gewürze darin vereint werden. Einige der Zutaten, die im Curry Verwendung finden und gesund sein sollen, finden tatsächlich auch in der Pharmazie Verwendung. Generell sollen Gerichte dank des enthaltenen Currypulvers besser verdaulich sein, die potenziellen Bestandteile der Gewürzmischung sollen aber noch weitere gesundheitsfördernde Effekte haben:

  • Anis gilt nicht nur als Gewürz, sondern auch als Heilpflanze und ist in diversen pflanzlichen Medikamenten enthalten; es kommt vor allem unterstützend und schleimlösend bei Erkältungen und Nebenhöhlenentzündungen zum Einsatz
  • Bockshornklee wird vor allem in Indien und Nordafrika traditionell gegen diverse Leiden wie Magen-Darm-Beschwerden oder Haarausfall angewendet und auch Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp waren von dessen Wirkung überzeugt; heute werden Bockshornkleesamen vor allem bei Hautproblemen und als Appetitanreger eingesetzt
  • Chili ist nicht nur scharf, sondern soll auch antioxidativ und entzündungshemmend wirken, Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken und gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden sowie Migräne helfen; das in der Chili enthaltene Capsaicin ist pharmazeutischer Wirkstoff, der als Salbe oder Pflaster unter anderem bei Durchblutungsstörungen, Verspannungen, Muskelschmerzen oder Sportverletzungen zum Einsatz kommt
  • Gewürznelken werden traditionell als Nelkenöl angewendet, wenn Kinder zahnen bzw. bei Entzündungen des Zahnfleischs oder Mundschleimhaut; das darin enthaltene Eugenol hemmt nicht nur das Wachstum von Bakterien und Pilzen, sondern auch von Viren und wirkt leicht örtlich betäubend
  • Ingwer ist mittlerweile neben seiner Eigenschaft als schmackhaftes und mild-scharfes Gewürz zum Allheilmittel einer ganzen Generation avanciert – und das nicht ohne Grund, denn die unscheinbare Knolle enthält unter anderem Gingerol, einen Stoff, der für seine entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften bekannt ist und deshalb unter anderem bei Rheuma oder Arthrose Verwendung findet
  • Kardamom hat nicht nur einen hervorragenden Geschmack, der sowohl in herzhaften als auch in süßen Speisen funktioniert, sondern soll auch entkrampfend und verdauungsfördernd wirken, traditionell wird Kardamom auch zur Mundhygiene und zur Vorbeugung von Mundgeruch angewendet
  • Knoblauch ist nicht nur ein geschmacklicher Allrounder in den Küchen dieser Welt, sondern er enthält auch verschiedene Stoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können, beispielsweise sekundäre Pflanzenstoffe oder die Schwefelverbindung Allicin; sie kann unter anderem den Blutdruck, den Cholesterinspiegel und Herzkreislauferkrankungen günstig beeinflussen
  • Koriander findet sowohl als Kraut Verwendung wie auch in getrockneter Form als Gewürz und soll gegen Verdauungsbeschwerden helfen; Korianderöl aus den Früchten hat sich in Laborversuchen als vielversprechendes Antibiotikum erwiesen und sogar Wirkung gegen multiresistente Keime gezeigt
  • Kreuzkümmel oder auch Cumin ist ein uraltes indisches Gewürz und hat dementsprechend auch eine lange Tradition als ayurvedische Heilpflanze, die auch hierzulande längst sehr geschätzt wird; Kreuzkümmel kaxnn nicht nur Bauchkrämpfen und Verdauungsstörungen entgegenwirken, es gibt auch Hinweise auf positive gesundheitliche Effekte bei Bluthochdruck und auf eine natürlich hustenstillende Wirkungsweise
  • Kurkuma enthält Curcumin, dass gemeinhin als pflanzliche Wundersubstanz gilt und diversen Zivilisationskrankheiten wie Verdauungsbeschwerden, Entzündungen, Gelenkschmerzen und sogar Schlaganfällen, Alzheimer oder Krebs vorbeugen soll
  • Muskatblüte weit den Stoff Myristicin auf, der lindernd bei Krämpfen und Infektionen des Magen-Darm-Traktes wirken soll
  • Piment ist zwar kein besonders außergewöhnliches Gewürz, soll aber tatsächlich besonders gesundheitsfördernd sein, genauer gesagt antibakteriell, antientzündlich, blutdrucksenkend und durchblutungsfördernd
  • Schwarzer Pfeffer hat auch mehr zu bieten, als es im ersten Moment vielleicht scheint, denn er ist nicht nur reich an Vitaminen und Mineralstoffen, sondern fördert durch seine milde Schärfe auch die Produktion von Speichel und Magensäften und kurbelt so die Verdauung an
  • Senfkörner gelten im Ayurveda als uraltes Heilmittel und sollen zum Beispiel fettreiches Essen besser verdaulich machen, das pikante Gewürz soll allerdings auch eine Geheimwaffe gegen Entzündungen sein und nicht nur Speisen, sondern auch den Verstand schärfen
  • Sternanis und Anis sind zwei völlig unterschiedliche Gewürze, auch wenn die Namen etwas anderes nahelegen, in ihrer gesundheitsfördernden Wirkung ähneln sich beide aber, denn auch Sternanis ist häufiger Bestandteil von Hustensäften, er soll aber auch bei Verdauungsbeschwerden helfen
  • Tamarinde wirkt wie ein leichtes natürliches Abführmittel, denn wie beispielsweise auch ein Apfel enthält es Pektine, die im Darm aufquellen und so für einen gesunden Entleerungsreflex auslösen; dieser Effekt wiederum wirkt entlastend auf Leber und Galle
  • Zimt kann aufgrund des enthaltenen Cumarins in sehr hoher Dosierung zu Kopfschmerzen und anderen Nebenwirkungen führen, in normalen Mengen aber werden Zimt sehr positive Effekte nachgesagt, etwa auf den Blutzucker oder den Cholesterinspiegel, sogar gegen Krebs soll er vorbeugend wirksam sein

Diese und noch mehr unterschiedliche Gewürze können Bestandteile einer Curry-Gewürzmischung sein, denn in Indien, wo der Ursprung der Gewürze und Speisen liegt, weiß man, dass es so viele verschiedene Curry-Mischungen wie Köche gibt. Glaubt man den Heilsversprechen, wird das Curry mit Anzahl der Gewürze immer gesünder. Es weist tatsächlich einiges darauf hin, dass in Curry gesunde Stoffe enthalten sind. Übertreiben sollte man es trotzdem nicht, denn in den einzelnen Gewürzen gibt es auch solche, die in Einzelfällen und in sehr großen Mengen Probleme verursachen können. Ist die Curry-Gewürzmischung aber nicht zu scharf, kann man beispielsweise durchaus davon ausgehen, dass sie verdauungsfördernd wirkt, denn dafür sorgen unter anderem Kreuzkümmel, Kurkuma und Senfkörner.

Die gesündeste und leckerste Curry-Mischung ist selbst gemacht


Wer neben den positiven gesundheitlichen Effekten des Curry-Gewürzes auch den originellen Geschmack sucht, der sollte seine eigene Curry-Gewürzmischung herstellen und zwar auf original indische Art. Fertige Mischungen sind nämlich oft schon länger abgepackt und um die halbe Welt gereist, als ihrem Geschmack und der Qualität guttut. Für das besondere Geschmackserlebnis sollte man die Samen deshalb selbst rösten, mahlen und mischen. Dafür 1 Esslöffel Kreuzkümmelsamen, je ½ Esslöffel Koriander- und Bockshornkleesamen, 2 bis 3 getrocknete Chilischoten, je 1 Teelöffel Pfefferkörner und Kardamomsamen sowie 1 Gewürznelke in einer Bratpfanne ohne Fett bei mittlerer Hitze 2 bis 3 Minuten anrösten. Danach alles in einer Gewürzmühle oder mit dem Mörser so fein wie möglich mahlen. Die Mischung mit 2 Esslöffeln Kurkumapulver, je 1 Teelöffel süßem und pikantem Paprikapulver sowie je ½ Teelöffel Zimtpulver und geriebenem Muskat verrühren. In ein kleines Glas abfüllen und luftdicht verschließen. Das selbst gemachte Curry-Gewürzpulver für den maximalen Geschmack am besten im Laufe der nächsten Tage und Wochen verbrauchen.