Interview mit Ernährungsberaterin Gerlind Lindner

Lebensmittelunverträglichkeiten können von Geburt an gegeben sein oder sich im Laufe der Zeit entwickeln. Je nach Art der Unverträglichkeit sind Betroffene daher gezwungen, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. Für viele Unverträglichkeiten gibt es ebenfalls nach heutigen Stand keine medikamentöse Behandlung, weshalb häufig nur der Verzicht oder alternative Nahrungsmittel infrage kommen.

Wie man mit Lebensmittelunverträglichkeiten effektiv umgehen kann und weitere hilfreiche Tipps liefert uns die Ernährungsberaterin & Expertin Gerlind Lindner in diesem Interview!

Portrait-quadrat-3

1. Haben Sie für unsere Leserschaft einige Tipps, wie man die Symptome von Unverträglichkeiten lindern kann?

Nahrungsmittelunverträglichkeiten betreffen immer mehr Menschen. Die häufigsten Intoleranzen sind Lactose-, Fructose-, Gluten-, Histamin- und Sorbit-Intoleranz. Oft treten bei Betroffenen mehrere Intoleranzen gleichzeitig auf. Allerdings treten Unverträglichkeiten auch nicht immer unmittelbar nach dem Genuss einer kritischen Speise auf. So ist es manchmal schwierig herauszufinden, welche Intoleranz oder Intoleranzen vorliegen.

Natürlich sollte man zunächst einmal die Speisen meiden, die zu Unverträglichkeiten führen. Bei mehreren Intoleranzen wird es dann schon schwierig und schränkt die Bandbreite an Lebensmitteln erheblich ein, die (noch) vertragen werden.

Bei einer Nahrungsmittel-Intoleranz hat der Körper die Fähigkeit verloren, bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen. Eine Fehlernährung über eine längere Zeit bringt unsere Darmflora aus dem Gleichgewicht, führt zu Schäden an der Darmschleimhaut und letztendlich zur Unfähigkeit bestimmte Stoffe von Lebensmitteln zu resorbieren. In der Darmschleimhaut befinden sich auch Zellen, die Enzyme für den Abbau von Histamin oder Milchzucker produzieren. Ist die Darmschleimhaut gestört, können auch diese Zellen beschädigt sein.

Möchte man die Symptome einer Unverträglichkeit lindern, muss man folglich bei der Darm-Gesundheit anfangen. Eine Umstellung auf eine naturgesunde, basenüberschüssige Ernährung in Verbindung mit naturheilkundlichen Sanierungsmaßnahmen des Darmes können die Darmflora wieder ins Gleichgewicht bringen und zur Heilung der Darmschleimhaut führen. Dadurch können die Symptome von Unverträglichkeiten gelindert oder beseitigt werden.

2. Welche alternativen Lebensmittel empfehlen Sie Ihren Klienten?

Ich empfehle bei jeder Nahrungsmittelunverträglichkeit, neben der Meidung der Lebensmittel, welche die entsprechenden Unverträglichkeiten ausgelöst haben, die zugrundeliegenden Ursachen im Darm zu beseitigen.

Ich kann hier keine Empfehlung für einzelne Lebensmittel geben. Die Ernährung sollte insgesamt so natürlich wie möglich und im Basenüberschuss erfolgen, mit viel Gemüse, Obst, Kräutern, Blattgemüse und -salaten, Sprossen, Keimen, Pilzen und Algen. Pseudogetreide wie Buchweizen, Hirse, Quinoa, Amaranth ist den herkömmlichen Getreidearten, außer Hafer, vorzuziehen.

Auf tierische Produkte, wie Fleisch- und Wurst, Milchprodukte, Eier und auch Fisch sollte möglichst verzichtet werden, da sie schlechte Säurebildner in den Körper bringen, die Verdauung erschweren und einen ungünstigen Einfluss auf Darmflora und Darmschleimhaut haben.

3. Gibt es Ihrer Meinung nach weniger bekannte Symptome, die auf bestimmte Unverträglichkeiten hinweisen können?

Bekannte Symptome bei den meisten Unverträglichkeiten sind Bauchschmerzen, Koliken, Blähungen, Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen.

Der Verzehr von Milch- und Milchprodukten kann bei vielen Menschen aber auch zu ganz subtilen Beschwerden führen, die man gar nicht mit der Milch in Zusammenhang bringt. Diese sind auf eine Unverträglichkeit des Milcheiweißes zurückzuführen. Das kann zum Beispiel zu Symptomen wie Hautproblemen, Milchschorf, Neurodermitis, Verschleimung der Atemwege, Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen, häufige Ohrentzündungen und chronisch laufender Nase führen.

4. Sind Ihnen neben genetischen Faktoren noch andere Auslöser für Unverträglichkeiten oder Allergien bekannt?

In seltenen Fällen ist eine Unverträglichkeit, z.B. gegen Fructose schon bei der Geburt vorhanden. Bei einer erworbenen Unverträglichkeit spielen genetische Faktoren keine so wesentliche Rolle für deren Entwicklung, wie allgemein angenommen. Selbstverständlich können Erbanlagen für eine Neigung zu bestimmten Krankheiten und Symptomen verantwortlich sein, nicht jedoch dafür, dass aus einer Neigung auch eine Krankheit wird.

Die Auslöser für bestimmte Krankheiten liegen in unserer Ernährungs- und Lebensweise. So auch die für Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Eine Unverträglichkeit entwickelt sich nicht über Nacht. Sie entsteht in aller Regel durch eine Fehlernährung und ungesunde Lebensweise über einen längeren Zeitraum.

Eine Ernährung mit viel Eiweiß, insbesondere tierischem, zu viel Zucker und anderen isolierten Kohlenhydrate, zu vielen chemischen Lebensmittelzusätzen und erhitzten ungünstigen Fetten können zur Veränderung des Darmmilieus und zu einer krankhaften Veränderung der Darmschleimhaut mit der Folge von Unverträglichkeiten oder Allergien führen. Meist fehlen der Nahrung auch die notwendigen Ballaststoffe, Vitalstoffe und Enzyme, um den Körper in seinem Gleichgewicht zu halten.

Es gibt auch noch andere ungünstige Faktoren für die Darm-Gesundheit. Schlecht gekaute Nahrung führt zu Fäulnis- und Gärprozessen im Darm, Stresssituationen blockieren die Verdauungsarbeit und Bewegungsmangel erzeugt einen trägen Darm.

All diese ungünstigen Faktoren für die Darm-Gesundheit sind auch an der Entwicklung von Unverträglichkeiten beteiligt.

5. Welche Auswirkungen können Unverträglichkeiten für Schwangere und stillende Mütter sowie Ihre Kinder haben?

Im Prinzip sind die Auswirkungen einer Unverträglichkeit nicht anders als bei anderen Menschen. Sind bereits mehrere Unverträglichkeiten entstanden, was zu Einschränkungen gerade auch von gesundheitsfördernden Lebensmitteln, wie z.B. Obst und Gemüse, führt, wird es immer problematischer, dem Körper alle Vitalstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundären Pflanzenstoffe, Enzyme) mit der Nahrung zuzuführen.

Schwangere und stillende Mütter haben einen höheren Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Insofern könnten sich hier Nahrungsmittelunverträglichkeiten noch ungünstiger auf eine optimale Versorgung auswirken. Die gestillten Kinder könnten auch durch die Muttermilch in einen Mangel geraten. Dies betrifft vor allem einige Spurenelemente (Jod, Eisen) und Vitamine (Folsäure, B12), wenn diese zu wenig in der Nahrung der Mutter enthalten sind.

Frau Lindner hilft als Fachberaterin für holistische Gesundheit seit Jahren allen, die Unterstützung beim Aufbau einer gesunden Ernährungsweise benötigen. Dafür arbeitet sie in engem Kontakt mit ihren Klienten und steht diesen mit Rat und Tat zur Seite.

Nähere Informationen findest Du unter: tilia-ernaehrungsberatung.de

Hier gibt es weiterführende Informationen zu Lebensmittelunverträglichkeiten.