Alles Essig? Was Apfelessig trinken tatsächlich bringt

Apfelessig

Apfelessig ist ein Allrounder in der Küche und alleine schon wegen seiner fruchtigen Note fester Bestandteil in vielen Vorratsschränken. Der aus Apfelmost oder Apfelwein gewonnene Obstessig wird aber nicht nur zum Verfeinern von Salaten und Co. benutzt, sondern von Gesundheits- und Ernährungsbewussten auch fleißig getrunken. Ihm werden zahlreiche positive Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden nachgesagt: Von der Haut über die Verdauung bis hin zum Immunsystem – Apfelessig zu trinken gilt manchem als Wundermittel in allen Lebenslagen. Aber was genau ist dran am Apfelessig-Hype?

Wie wird Apfelessig hergestellt?

Um Apfelessig zu gewinnen, wird mithilfe von Essigsäurebakterien Apfelmost bzw. Apfelwein zu Essig vergoren. Dieser Fermentierungsvorgang ist ein natürlicher Prozess und kann auch ungewollt einsetzten, zum Beispiel wenn Weinbehälter nicht luftdicht verschlossen sind. Man spricht dann davon, dass der Wein „umgekippt“ ist, das heißt, die Essiggärung hat ungewollt bereits eingesetzt.

Essig kann aus allen denkbaren Obst-, Gemüse- und auch Getreidesorten gewonnen werden. Die Voraussetzung ist lediglich, dass das Ausgangsprodukt Zucker enthält. Im ersten Schritt des Gärungsprozesses wird durch die Zugabe von Hefe Alkohol hergestellt. Das Ergebnis der sogenannten alkoholischen Gärung ist zum Beispiel Most, Bier, Cider oder Wein. Im zweiten Schritt wird das alkoholhaltige Getränk mithilfe von Essigsäurebakterien gezielt vergoren. Der Name des Essigs gibt meistens einen Hinweis auf das Ausgangsprodukt, wie etwa beim Rotweinessig, dem Bieressig oder auch beim Apfelessig.

Kann man Apfelessig wirklich trinken?

Essig zu trinken hat quasi Tradition. Zumindest ist belegt, dass es schon im 18. Jahrhundert in Frankreich in Mode gewesen sein soll, Essig als Getränk zur Gewichtsreduktion einzusetzen. Das Beispiel, das diesen frühen Trend wahrscheinlich ausgelöst hat, ist allerdings ein eher tragisches: Ein korpulentes Mädchen aus gutem Hause soll auf den Rat einer älteren Frau hin jeden Tag ein Glas (unverdünnten) Essig getrunken haben, um abzunehmen. Unglücklicherweise verlor sie dabei nicht nur an Körpergewicht, sondern kurze Zeit später auch ihr Leben. Was genau der unverdünnte Essig mit dem Geschehen zu tun hatte, lässt sich heute nicht mehr recht nachvollziehen. Tatsache ist allerdings, dass Apfelessig-Diäten auch heute noch beworben werden. Mittlerweile weiß man allerdings, dass man Apfelessig nur verdünnt und in nicht zu großen Mengen trinken sollte.

Good to know:

Beim Apfelessig trinken kommt es auf das richtige Mischungsverhältnis an. In ein großes Glas Wasser sollte in der Regel nicht mehr als ein Esslöffel Apfelessig eingerührt werden, damit die enthaltene Säure sich nicht schädlich auf die Schleimhäute auswirken kann. Und auch der Zahnschmelz reagiert empfindlich auf zu viel Essigsäure. Ernährungsexperten raten deshalb zu maximal drei Esslöffeln Apfelessig täglich. Wem das Getränk nicht so recht schmecken mag, der kann auch etwas Honig zugeben, um den Geschmack zu milder.

Nehmen wir Nährstoffe auf, wenn wir Apfelessig trinken?

Wer glaubt, dass durch den Gärungsprozess alle ursprünglich im Apfel enthaltenen Nährstoffe verlorengehen, der irrt sich. Apfelessig zum Beispiel enthält unter anderem folgende Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente:

  • Kalium
  • Magnesium
  • Kalzium
  • Natrium
  • Eisen
  • Zink
  • Kupfer
  • Vitamine B1, B2, B6 und E
  • Flavonoide
  • Aminosäuren

Ob der Apfelessig – wie der Apfel – auch Vitamin C enthält, ist allerdings umstritten. Manche Hersteller weisen den Vitamin-C-Gehalt ganz selbstverständlich mit aus, andere geben dafür einen Wert von 0 an. Mit der empfohlenen Höchstmenge von drei Esslöffeln Apfelessig pro Tag lässt sich der Nährstoffbedarf eines Menschen allerdings trotzdem nicht annähernd decken. Wer Apfelessig trinkt, kann damit zwar zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen, sollte aber darauf achten, die fehlenden Nährstoffe aus anderen Lebensmitteln zu beziehen, beispielsweise aus frischem Obst und Gemüse.

Apfelessig trinken als Wunderkur? 5 Mythen rund um den Apfelessig

Anleitungen für Apfelessig-Diäten, die wundersame Erfolge bei der Gewichtsreduktion versprechen, sind im Internet leicht zu finden. Wer ein bisschen recherchiert, findet außerdem Artikel darüber, wie Apfelessig trinken auch für schöne Haut sorgen soll, den Darm saniert oder den Blutzucker senkt. Aber kann der fruchtige Speiseessig wirklich alles, was seine Fans sich von ihm versprechen?

Werfen wir einen genaueren Blick auf 5 verbreitete Mythen rund um den Apfelessig:

Apfelessig trinken zum Abnehmen

Wenn man Apfelessig-Diäten genauer unter die Lupe nimmt, stellt man schnell fest, dass das Trinken von Apfelessig dabei immer mit einer verringerten Kalorienzufuhr einhergeht. Empfohlen wird zum Beispiel, vor jeder der drei Hauptmahlzeiten ein großes Glas Wasser mit Apfelessig zu trinken und die Gesamtkalorien für einen Tag auf 1.200 zu beschränken. Ein erwachsener Mensch verbraucht je nach Alter, Geschlecht und körperlicher Verfassung täglich zwischen 1.600 und 2.500 Kalorien. Wer also nicht mehr als 1.200 Kalorien pro Tag zu sich nimmt, verliert auch dann Gewicht, wenn er keinen Apfelessig trinkt. Vor den Mahlzeiten ein großes Glas Apfelessig zu trinken, sorgt zwar dafür, dass das Sättigungsgefühl schneller eintritt – ein Glas Wasser hätte allerdings denselben Effekt. In seinen Fankreisen ist Apfelessig als Fatburner bekannt, der die Verdauung von Fetten und Kohlenhydraten optimiert. Wer sein Gewicht aus gesundheitlichen Gründen oder für sein persönliches Wohlbefinden reduzieren möchte, sollte allerdings darauf achten, dass das Kaloriendefizit nicht zu groß ist und der Gewichtsverlust nicht zu schnell vonstatten geht. Apfelessig hin oder her, sich langfristig ausreichend zu bewegen und gesund zu ernähren ist ohnehin nachhaltiger als gezielte Diäten über einen kurzen Zeitraum. Entschlackende Lebensmittel in seine Ernährung einzubauen macht dabei deutlich mehr Sinn.
Fazit: Wer sich an die maximale Verzehrmenge von Apfelessig hält, kann versuchen, die Gewichtsreduktion mit dem Essig zu unterstützen. Eindeutige Belege dafür, dass das tatsächlich funktioniert, gibt es zwar keine, eine japanische Studie aus dem Jahr 2009 ergab aber, dass Probanden, die Apfelessig tranken, über denselben Zeitraum mehr Gewicht verlieren konnten als die Probanden der Kontrollgruppe mit einem Placebo-Getränk.

Apfelessig trinken zur Darmsanierung

Der Darm ist ein sensibles Organ, das nur dann richtig funktionieren kann, wenn alles im Gleichgewicht ist. Eine Antibiotikum-Kur, Stress oder ungesundes Essen und schon ist diese Balance gestört. Apfelessig soll dafür sorgen können, dass das empfindliche Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Viele Menschen, die darauf schwören, berichten von positiven Effekten des Apfelessigs auf die Darmgesundheit wie dauerhafte Linderung bei Völlegefühl, Blähungen, Sodbrennen oder Verstopfung. Verantwortlich dafür sollen verdauungsfördernde Enzyme sein, deren Freisetzung unter anderem durch die Essigsäure angeregt werden soll. Wer Probleme mit Magen-Darm hat, kann diese auch durch Verdauensförderung lindern.
Fazit: Versuch macht klug und wer damit gute Erfahrungen gemacht hat, kann natürlich regelmäßig Apfelessig für die Verdauung trinken – vorausgesetzt man hält sich an die Verzehrempfehlungen. Studien, die diesen Effekt eindeutig belegen, gibt es zwar nicht, dafür aber unzählige Berichte überzeugter Apfelessig-Anhänger und -Anwender.

Apfelessig trinken zur Senkung von Cholesterin- und Blutzuckerspiegel

Tatsächlich legen Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 2012 nahe, dass sich regelmäßiges Apfelessig trinken positiv auf die Blutfettwerte auswirken kann. Eine Studie aus Schweden scheint außerdem den stabilisierende Effekt von Apfelessig auf den Blutzuckerspiegel zu bestätigen. Ein Glas Apfelessig zu den Mahlzeiten soll demnach den Blutzucker- und Insulinanstieg nach dem Essen deutlich verringern. Das kommt nicht nur Diabetikern zugute, sondern stützt auch die Annahme, dass Apfelessig trinken das Abnehmen erleichtert. Blutzuckerschwankungen führen nämlich häufig zu Heißhungerattacken. Bleiben diese aus oder fallen weniger stark aus, hält auch das Sättigungsgefühl länger an, was einer Gewichtsreduktion zugute kommen kann.
Fazit: Blutfett- und Blutzuckerwerte lassen sich im Labor einfach bestimmen. Wer damit Probleme hat und nicht gleich Medikamente einnehmen möchte, kann in Absprache mit seinem Arzt die Wirkung des Hausmittels Apfelessig testen, indem er über ein mehrere Wochen Apfelessig in der empfohlenen Menge trinkt und seine Blutwerte regelmäßig kontrollieren lässt.

Apfelessig trinken zur Stärkung des Immunsystems

Das menschliche Immunsystem ist untrennbar mit dem Mikrobiom im Darm verbunden. Geht man davon aus, dass sich das Trinken von Apfelessig positiv auf den Darm auswirkt, profitiert also auch das Immunsystem davon. Ob Apfelessig, wie oft angenommen, im Darm tatsächlich auch antibakteriell und entzündungshemmend wirkt, konnte noch nicht nachgewiesen werden. In Laborversuchen konnte man dafür belegen, dass Essig aus Apfelmost Bakterien und Hefen abtöten kann.
Fazit: Nachdem sehr viele Anwender vom heilsamen Effekt des Apfelessigs auf den Darm berichten, scheint es durchaus möglich, damit auch seinem Immunsystem auf die Sprünge helfen zu können, auch wenn es wissenschaftlich noch nicht belegt werden konnte.

Apfelessig trinken für schöne Haut

Ein gesunder Darm wirkt sich positiv auf den ganzen Körper aus, einschließlich des Erscheinungsbildes der Haut. Wer also davon überzeugt ist, dass Apfelessig die Darmgesundheit fördert, kann so auch seiner Haut etwas Gutes tun. Für eine schöne Haut kann man Apfelessig aber nicht nur trinken, sondern ihn auch äußerlich anwenden. Die darin enthaltenen Fruchtsäuren können porenverfeinernd und hautstraffend wirken, außerdem kann Apfelessig auch die Durchblutung fördern. Wer empfindliche oder sehr trockene Haut hat, sollte mit der sauren Beauty-Tinktur allerdings vorsichtig umgehen.
Fazit: Apfelessig ist eine sehr günstige Alternative zu teuren „Wundermitteln“. Wer ihn gut verträgt und ein hochwertiges, naturbelassenes Produkt kauft, kann zumindest davon ausgehen, seine Haut nicht mit schädlichen Inhaltsstoffen zu belasten, wie sie selbst in teurer Kosmetik enthalten sein können.